Eine Nahverkehrs-Odyssee und ein Besuch im Europäischen Parlament

»Nachhaltige Mobilität? Lass’ mal ausprobieren«. Vergangenen Donnerstag haben die Klassen 10a und 10c die Probe aufs Exempel gemacht und sind mit dem öffentlichen Nahverkehr zum eigentlichen Ziel des Tages gefahren – dem Europäischen Parlament in Straßburg. Trotz Verspätung stand die Gruppe dank »sportliches Umsteigeverhalten« nach fünf Umstiegen im Sonnenschein unter wehenden 30 Fahnen auf dem Vorplatz des Parlamentsgebäudes. Richtig gezählt: zu den 27 Flaggen der Mitgliedsstaaten gesellten sich zwei Europaflaggen und anstelle der des Vereinigten Königreiches diejenige der Ukraine hinzu.

Dank der pünktlichen Ankunft blieb noch Zeit für Fotos im Gebäude und den Besuch einer interaktiven Ausstellung, bevor sich auf der Besuchertribüne gespannte Gesichter urplötzlich in enttäuschte verwandelten: unter den Jugendlichen ein gähnend leerer Plenarsaal. Die angekündigte Debatte zur Wasserkrise in Europa war früher als geplant beendet worden. Die Wirkung des großen Saals, die Parlamentsluft – all das konnte die Enttäuschung nicht wirklich mindern. So bat uns der Besucherdienst ins Untergeschoss zu einer kurzen Einführung über Abläufe im Parlament, bis die Europaabgeordnete Frau Deparnay-Grunenberg zu uns stieß. Zwischen ihren Abstimmungen im Umweltausschuss und der späteren Abstimmungsphase im Plenum stellte sie sich zahlreichen Fragen, die von nachhaltiger Mobilität, Waffenlieferungen an die Ukraine bis hin zur Energieversorgung der Zukunft einen Einblick in das breit gefächerte Interesse der Jugendlichen boten.

Glücklicherweise hatten die vielen enttäuschten Gesichter ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Besucherdienst konnte einen zweiten Versuch organisieren und ermöglichte einen völlig anderen Eindruck – den eines gut gefüllten Parlaments, das über die vorbereiteten Entschließungsanträge im Minutentakt abstimmte.

Der Entfall eines Zuges der Rückfahrt verlängerte den Aufenthalt in Straßburg kurzerhand. Die Rückfahrt selbst hatte es dann in sich: während über die Grenze hinweg noch alles problemlos verlief, verwandelten Verspätungen, Ausfälle und frühere Endhaltestellen das Experiment »nachhaltige Mobilität« in eine wahre Odyssee des Nahverkehrs. Erschöpft erreichte die Gruppe mit rund zweistündiger Verspätung den Stuttgarter Hauptbahnhof. Ein großes Dankschön gebührt unserer Schulfamilie, welche unsere Exkursion großzügig unterstützt hat.

Alexander Schwarz