„Moderne Blicke“ – das Leistungsfach Bildende Kunst der Kursstufe 1 besucht die aktuelle Ausstellung zum Werk von Amedeo Modigliani in der Neuen Staatsgalerie

Da die laufende Modigliani-Ausstellung so erfolgreich ist, wurde sie nun bis Anfang April verlängert – ursprünglich sollte sie bis Mitte März zu sehen sein und wir wollten sie unbedingt anschauen, bevor sie weiter nach Potsdam zieht.

Die Ausstellung bietet nicht nur einen umfassenden Einblick in die Portraits und Akte eines der bekanntesten Künstlers der Klassischen Moderne, sondern zeigt auch einen Querschnitt durch die Kunst seiner Zeit, darunter Picasso, Schiele, Klimt, Rodin, Munch, Lehmbruck und natürlich auch Cézanne, auf den sich eines unserer Abitur-Schwerpunktthemen beruft. Hervorzuheben ist, dass Frauen in der Ausstellung nicht nur als Modelle, Musen und Geliebte von Modigliani bzw. seiner männlichen Künstlerkollegen präsentiert werden, sondern dass auch etliche Arbeiten von Avantgarde-Künstlerinnen wie Emile Charmy, Natalia Gontscharowa oder Paula Modersohn-Becker zu sehen sind. Modiglianis einzige, skandalumwitterte Einzelausstellung im Jahr 1917, in denen er nach damaliger Auffassung ungeheuer herausfordernde Aktbilder zeigt, wird von Berthe Weill, einer Galeristin, ausgerichtet.

Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts Künstler*innen in ganz Europa den Weg zur Abstraktion, zur Auflösung und Expressivität von Form Farbe beschreiten, bleibt Amadeo Modigliani (1884-1920) von den Entwicklungen seiner Zeit zwar nicht unberührt, entwickelt aber eine Menschendarstellung, die sich in ihrer Einfachheit und Prägnanz auch an Vorbildern der Vergangenheit, vor allem der italienischen Renaissance orientiert. Seine Portraits, die vielfach Frauen aus seinem unmittelbaren Pariser Umfeld wie auch andere befreundete Künstler (z. B. Diego Rivera, Chaim Soutine) zeigen, wirken zeitlos und modern zugleich. Trotz der offensichtlichen Stilisierung ihrer Gesichter, schafft es Modigliani, das Individuelle seiner Modelle herauszuarbeiten, wobei die Augen der Dargestellten eine zentrale Rolle einnehmen. Ihr Blick ist ein vielschichtiger: zum Betrachter hin, durch diesen hindurch, auf das Kommende und Vergangene zugleich gerichtet. Nicht selten lassen die Augen den Bildhintergrund selbst durchscheinen; das Portrait gibt sich so umso mehr als gemaltes Bild zu verstehen.

Aus Gründen den Copyrights können wir an dieser Stelle nur ansatzweise einen Eindruck von der Ausstellung vermitteln – ein Besuch lohnt sich unbedingt! 

Fotos: Isidora Rajić / Text: Claudia Bahmer